Herzlich willkommen
Im November findet jährlich der weltweite Gebetstag für verfolgte Christen statt. Als Gemeinde nutzen wir diesen Anlass, um einen Vertreter von Hilfswerken einzuladen, die unseren Schwestern und Brüdern in Not beistehen. Diese Unterstützung erfolgt nicht nur durch Gebete, sondern auch durch praktische Hilfen. So war am vergangenen Sonntag Eduard Schmidt von AVC (Aktion für verfolgte Christen und Notleidende) bei uns im Gottesdienst zu Gast und hat uns in dieses Thema mit hineingenommen.
Laut Open Doors, einem weiteren uns verbundenen Hilfswerk, erfahren weltweit etwa 365 Millionen Christen Diskriminierung, Benachteiligung oder direkte Verfolgung wegen ihres Glaubens. Diese Verfolgung reicht von sozialer Ausgrenzung bis hin zu körperlicher Gewalt, Folter und Ermordung. Christen bilden somit die am stärksten verfolgte Glaubensgruppe weltweit. Dennoch hören wir immer wieder, dass es gerade in Regionen mit intensiver Christenverfolgung geistliche Erweckungen gibt. Unsere Glaubensgeschwister halten nicht nur an ihrem Glauben fest, sondern es kommen auch neue Menschen hinzu, die die rettende Kraft des Evangeliums und eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus erfahren.
All dies beschäftigt mich schon sehr. Viele Christen in Deutschland sehnen sich nach Erweckung, doch im Vergleich zu Christen in Verfolgungsländern scheint unser Glaubensleben häufig oberflächlicher zu sein. Mit festem Einkommen, Versicherungen für den Notfall und sozialen Absicherungen fehlt uns oft die tiefe Abhängigkeit und Erwartungshaltung gegenüber Gott. Ich wage zu behaupten, dass wir hier deutlich weniger beten und auf Gott hoffen als ein Glaubensbruder in Verfolgung. Es erscheint paradox, dass gerade wir zu einem solchen Gebetstag aufgerufen werden und uns damit vielleicht sogar schwertun.
Im ersten Korintherbrief beschreibt Paulus uns Christen als einen zusammengehörigen Körper und sagt: „Wenn ein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit, und wenn ein Teil geehrt wird, ist das auch für alle anderen ein Anlass zur Freude“ (1. Korinther 12,26). Dieses Maß an Zusammengehörigkeit und Anteilnahme beeindruckt mich sehr. Ich wünsche mir, dass wir diese Einheit und Solidarität noch stärker in Bezug auf die leidenden Teile unseres geistlichen Körpers entwickeln. Vielleicht liegt auch gerade in dem „sich eins machen“ mit unseren verfolgten Geschwistern eine neue Tiefe für unser eigenes Glaubensleben und in dem Hoffen auf Gottes Eingreifen ein neuer Impuls für unser persönliches Gebetsleben.
Ich möchte uns dazu ermutigen, den leidenden Teil der Gemeinde Jesu nicht nur bei speziellen Gottesdiensten zu diesem Thema im Gedächtnis zu behalten. Darüber hinaus können wir uns fragen, welche Rolle wir im Gebet, durch praktische Hilfe oder auch finanziell übernehmen können, um unsere Glaubensgeschwister in ihrer Not zu unterstützen.
Ich wünsche uns Gottes Segen.
Euer Christian Turkat
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