Zuhören und nicht ärgern
Hanjo Gäbler
Heute möchte ich einmal anhand eines Vergleiches verdeutlichen, dass Schnelligkeit nicht immer das Wesentliche ist:
Der Mercedes 200 D/W123 war das beliebteste Auto der europäischen Taxifahrer. Er hatte einen bewährten Motor, der nicht selten über eine Million Kilometer fuhr, und eine Karosserie, die so gut wie nie rostete. Heute ein Oldtimer – aber wie sagt man so schön: „Old but gold!“ Wo der alte Daimler-Diesel seinerzeit mehr als 30 Sekunden brauchte, um von 0 auf 100 km/h zu kommen, da brauchen die heutigen Automobile nicht einmal die Hälfte der Zeit. Auch der Verbrauch ist inzwischen deutlich niedriger. Aber keiner von ihnen schafft in der Regel diese bewährten Qualitäten der Lebensdauer und der Gesamtkilometerleistungen – mal ganz abgesehen von Instandhaltungskosten und Verarbeitungsfragen.
Ich fühlte mich an dieses Bild erinnert bei folgendem Vers: Ihr sollt wissen, meine Lieben: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. (Jakobus 1,19)
Jakobus sagt mir, dass ich schnell – also bereitwillig und emsig – zuhören sollte. Das Wort schnell klingt für mich nach etwas Effizientem, Lohnendem, und da kommt mir Zuhören doch nur halb so effizient vor wie Reden und Korrespondieren.
Aber ich lerne hier etwas anderes und immer wieder auch Neues: Zuhören ist effizient. Ich kann zum Beispiel etwas dazulernen. Oder ich kann Lasten mittragen. Oder ich empfange Sichtweisen, die mir noch verschlossen waren. Manchmal sind natürlich Filter vonnöten, weil nicht alles Gehörte von hoher Qualität ist. Trotzdem entschließe ich mich, aktiv zuzuhören, weil es sich meistens lohnt.
Langsam zum Reden – sich mal fragen: „Was bewirken meine Worte? Weiß ich am Satzanfang, wo er enden soll? Ist mein Reden von Wert? Ist es bedacht?“ Meine Challenge diese Woche …
Langsam zum Zorn ist dann das Resümee des Ganzen. Man sieht es in diesen Tagen eigentlich recht gut. Das unreflektierte Schwadronieren und Einbetonieren von Meinungen ist wahrscheinlich das Gegenteil dessen, was Jakobus sagt. Bald ist Bundestagswahl, und die Temperatur im Wahlkampf ist oft herausfordernd. Umso mehr es gefühlt geht, desto größer der Eifer.
Von Jakobus möchte ich lernen, wo ich schnell und wo ich besser langsam unterwegs sein sollte.
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