Unglaublich wertvoll
Christian Turkat
Vermutlich hatten viele von uns in der Kindheit ein ganz besonderes Spielzeug oder Kuscheltier. Für mich war es ein Teddybär, den ich schon als kleines Kind geschenkt bekam. Er war irgendwie schon immer da. Ich hatte ihm einen Namen gegeben und von allen anderen Dingen, die ich so besaß, war er mir das liebste. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, als ich ihn sonntags im Gemeindegebäude vergessen hatte – da war ich etwa vier Jahre alt. Als ich das zu Hause feststellte, löste es eine kleine Lebenskrise in mir aus, und am Nachmittag fuhren wir dann noch einmal zurück, um ihn zu holen. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum er mir so wichtig war, denn er hatte nichts Besonderes an sich. Dennoch war er für mich unglaublich wertvoll.
Im Römerbrief heißt es: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römer 5,8). Dieser kurze Vers enthält einen wahren Schatz, denn er zeigt uns, wie wichtig jeder von uns für Gott ist. Eigentlich gibt es an dem Menschen nichts Besonderes oder Wertvolles für Gott, tatsächlich sind wir sogar das Gegenteil davon. Das Wort „Sünder“ beschreibt nicht nur falsches Verhalten, sondern geht viel tiefer: Ein Sünder ist grundsätzlich jemand, der sein eigentliches Ziel verfehlt. Anstatt auf Gott hin zu leben, bewegt er sich immer weiter von ihm weg. Damit verpasst er jede Gemeinsamkeit mit ihm und ist inkompatibel mit dessen Heiligkeit. Tragischerweise wird jeder Mensch so beschrieben. Doch gleichzeitig wird auch eine gute Nachricht vermittelt: Trotz unserer Unzulänglichkeit zeigt Gott uns seine Liebe – durch Jesus Christus, der für unsere Sünden gestorben ist. Nicht, weil wir es verdient hätten, sondern weil Gott uns unbedingt bei sich haben möchte. So macht er aus einem Sünder jemanden, der das Ziel doch erreichen kann.
Meinen Teddy habe ich übrigens immer noch. Vor ein paar Jahren wollte ich ihn an unsere Töchter weitergeben. Beide haben ihn nur irgendwie nicht so wertgeschätzt, wie ich es tat. Für sie war er einfach nichts Besonderes. Kein Wunder, denn es gibt heutzutage so viele hübschere, besser verarbeitete und kreativere Kuscheltiere – da kann mein Teddy nicht mithalten. Aber für mich bleibt er einmalig und wertvoller als jedes Stofftier, das ich sonst gesehen habe.
Ich glaube, dass Gott uns in ähnlicher Weise sieht. Vielleicht fällt es einigen manchmal schwer, den eigenen Wert zu erkennen. Oder man zweifelt an sich selbst, weil andere einem diesen Wert spürbar absprechen. Doch Gott sieht das ganz anders. Er spricht jedem von uns einen unfassbaren, von außen kaum nachvollziehbaren Wert zu. Selbst wenn andere uns ablehnen würden, sehnt sich Gott nach uns. Er selbst geht auf uns zu und liebt uns, obwohl wir sind, wie wir sind. Unser Wert kommt also nicht aus uns selbst, sondern aus seiner Liebe. Seine Liebe zu uns macht uns wertvoll.
Diese Gewissheit wünsche ich uns ganz persönlich, aber auch dass sie unseren Umgang im Miteinander prägt – denn für Gott ist jeder von uns unglaublich wertvoll.
Letzte Beiträge:
Hans-Peter Mumssen: Wählen und beten
Wählen und beten Hans-Peter Mumssen Nun stehen wir kurz
Hanjo Gäbler: Gefunden
Gefunden Hanjo Gäbler „Wenn es zum Sterben geht, möchte
Christian Turkat: Unglaublich wertvoll
Unglaublich wertvoll Christian Turkat Vermutlich hatten viele von uns