Corona: Zu Gott besteht keine Kontaktsperre
Von Karin Willms
Ich lebe alleine, bin inzwischen Rentnerin und bin seit Mitte März wie die meisten Menschen in Deutschland von vielen Kontakten abgeschnitten. Öffentliche Veranstaltungen fanden zuerst monatelang gar nicht statt. Mittlerweile sind sie aber unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen vereinzelt und vermehrt möglich.
Ja, diese Corona-Zeiten sind auf der einen Seite bedrückend.
Der Feind, der uns da angreift, ist irgendwie nicht fassbar. Auch wenn weltweit gesehen viele Menschen krank geworden und sogar gestorben sind, ist es ein Kampf gegen einen unsichtbaren Feind. Wir werden aufgefordert, uns zu schützen, nähere Kontakte zu meiden und einen Mundschutz zu tragen, um andere Menschen nicht anzustecken, falls man selbst dieses Virus bereits in sich trägt. Das kann wirklich bedrücken.
Auf der anderen Seite sind diese Zeiten auch Zeiten der Besinnung. Durch die wenigen Kontakte kommt man innerlich zur Ruhe. So empfinde ich es.
Gerade in diesen manchmal schweren Zeiten, kam mir immer wieder in Erinnerung, was ich im Laufe meines Lebens als Christin gelernt habe und immer wieder neu lerne: Nämlich Dinge und Menschen, die mir wichtig geworden sind, loszulassen und zu schauen, was Gott in meinem Leben tun will, ja, mein ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen. In mir hat sich das tiefe Wissen verfestigt, dass Gott lebt und er meine Schuld auf sich genommen hat. Wie sehr hat mich das körperlich und seelisch freigemacht. Diese Wahrheit ist für mich zur Gewissheit und ein Grundpfeiler meines Lebens geworden. Und auch die persönlichen Begegnungen mit Gott, die ich immer wieder einmal erlebe und durch die ich seine Liebe spüre, sind für mich eine Kraftquelle.
All das kam mir in dieser Corona-Pandemie in Erinnerung und auch zugute. Ich kann mich auf den verlassen, an den ich glaube und der mir begegnet.
Auch wenn ich in diesen Zeiten der Kontaktsperre sehr zurückgezogen lebe, wie viele andere Senioren und Seniorinnen auch, hat die Kontaktlosigkeit ihren Schrecken verloren. Denn Gott bleibt in Kontakt mit uns.
Immer wieder suche ich telefonische Gemeinschaft. Entweder rufe ich jemanden an oder werde angerufen. Einmal in der Woche gehe ich mit einer Freundin spazieren oder wir machen, soweit es möglich ist, kleine Ausflüge. Meinen Sport „Nordic Walking“ übe ich täglich aus. Wie dankbar bin ich für „Nordic Walking“, denn gerade in der Zeit des Lockdowns war ja kaum etwas Anderes möglich.
Die spektakulären Dinge verdecken oft das, was unscheinbar ist.
Und gerade das Unscheinbare kommt in diesen Corona-Zeiten wieder gut zur Geltung, wie ich finde: ein liebes Wort, ein unverhoffter Anruf, ein Lächeln hinter dem Mund- und Nasenschutz oder ein schöner Film. Und noch etwas stimmt mich froh: Zu Gott besteht keine Kontaktsperre. Wie gut.