Bleib im Wort
von Hans-Peter Mumssen
Kurz nachdem ich an Jesus Christus gläubig geworden war, bildete sich aus dem damaligen Gospelchor heraus eine Glaubensgemeinschaft von jungen Leuten. Wir gehörten zu keiner Kirche und trafen uns zum Bibellesen und Beten in unseren Wohnungen. Eines Tages gesellte sich ein junger Pastor aus einer Freikirche dazu, der auf uns aufmerksam geworden war. Er begrüßte den frischen lernhungrigen Glauben dieser Gruppe.
Doch nach einiger Zeit gab es immer mehr Diskussionen über die Glaubwürdigkeit der Bibel. War Jona wirklich im Bauch eines großen Fisches? Beschreibt die Schöpfungsgeschichte der Bibel tatsächlich die Entstehung der Welt? Welche Gültigkeit haben die Gebote der Bibel? Damals argumentierte der befreundete Pastor damit, dass er sagte: „All diese Fragen berühren doch nicht den Kern des Evangeliums: das Kommen Jesu, sein Opfertod zur Vergebung unserer Sünden und seine Auferstehung.“
An dieser Kernbotschaft hielt er fest, auch als er erfuhr, dass er als junger Mensch aufgrund einer unheilbaren Krankheit sterben wird. Er schrieb sogar seine eigene Beerdigungspredigt mit den Leitversen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten. (Mark. 8,34-35) Seine Beerdigung wurde zu einem unvergesslichen Bekenntnis zu Jesus Christus.
Das Hinterfragen der Bibel jedoch hat heute, fast 45 Jahre später, auch die Kernbotschaft erreicht. Aus einem kleinen Riss ist ein großer geworden. Viele Christen in großen und kleinen Freikirchen zweifeln zumindest teilweise die Glaubwürdigkeit der Bibel an. Das geht bis dahin, dass der Sühnetod Jesu und dessen Auferstehung infrage gestellt werden.
Nun ist es weder unser Auftrag noch unsere Verantwortung, den Glauben anderer zu beurteilen, geschweige denn zu verurteilen. Wenn jemand etwas anderes glaubt und dementsprechend lebt, ist das erst einmal seine persönliche Entscheidung. Wichtig für uns ist, dass wir selbst dem offenbarten Wort Gottes treu bleiben. Es mag Argumente gegen die Glaubwürdigkeit der Bibel geben. Es mag auch sein, dass wir nicht immer verstehen, was Gott uns durch sein Wort sagen will. Ebenso kann es schwierig sein, Aussagen der Bibel mit unserem Leben zu verbinden. Doch andererseits erfüllen sich viele Worte der Bibel buchstäblich vor unseren Augen.
„Bleib im Wort“, das hat Gottes Geist vor vielen Jahren zu mir gesprochen. „Bleibt im Wort“, möchte ich uns heute zurufen. Ich denke, uns ergeht es nicht anders als den Jüngern Jesu, als sie sagten: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen, und wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat.“ (Joh. 6,68-69) Aus Jesu Worten erschließt sich die ganze Bibel.
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