„Christus, unsere einzige Hoffnung“ (Matthäus 5,38-42)

ERF Gottesdienst 26.06.2022 aus dem Christus Zentrum Arche e.V. in Elmshorn

Autor und Predigt: Hans-Peter Mumssen

Bibelreferenz
➢ Zunächst möchte ich der Predigt einige Bibelverse voranstellen:
➢ Kurz nach Pfingsten geschah es, dass die beiden Apostel Petrus und Johannes einen gelähmten Mann im Namen Jesu gesund gemacht hatten. Später wurden sie dann vor den Hohen Rat zitiert, der sie fragte, in wessen Namen sie dieses Wunder vollbracht hätten:
«Apostelg 4,8-12»
8 Vom Heiligen Geist erfüllt, gab Petrus ihnen folgende Antwort: „Führer unseres Volkes! ´Verehrte` Ratsmit-glieder!
9 Wenn wir uns heute dafür verantworten müssen, dass wir einem kranken Menschen Gutes getan haben, und wenn ihr uns fragt, auf welche Weise er denn gesund geworden ist,
10 dann sollt ihr alle und das ganze israelitische Volk wissen: Es geschah im Namen von Jesus Christus aus Nazaret, den ihr habt kreuzigen lassen und den Gott von den Toten auferweckt hat. Seine Kraft hat bewirkt, dass dieser Mann hier gesund vor euch steht.
11 Jesus Christus ist ›der Stein, den ihr, die Bauleute, voller Verachtung beiseite geschoben habt und der zum Eckstein geworden ist‹.
12 Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“

Der Einzige

Kontroversen
➢ Diese Rede hat nicht nur damals kontroverse Reaktionen hervorgerufen.
Bis heute ist dieser Ausschließlichkeitsanspruch Jesu Christi immer wieder ein Stein des Anstoßes.
➢ Einige finden ihn total intolerant, der im schlimmsten Fall sogar einen Religionskrieg heraufbeschwören könnte.
Andere begrüßen es, Jesus Christus nicht auf die Stufe von Religionsgründern zu stellen.
Wieder andere werden genau deshalb verfolgt, diskriminiert und verachtet.
➢ Ist also Jesus Christus wirklich der einzige Weg zu Gott?
➢ Die für mich erstaunlichste Antwort bekam ich einmal in einer Runde von Theologen.
Da sagte einer: „Ja, niemand kommt zum Vater, als nur durch Jesus – doch zu Gott kann man auch an-ders kommen.“
Er machte also einen Unterschied zwischen Gott und dem Vater, zu dem wir z.B. im Vaterunser beten.
Für mich ergibt das keinen Sinn. Ich meine, es geht um etwas ganz anderes, nämlich darum, zu erkennen, wer Jesus Christus wirklich ist und weshalb jeder Mensch ihn braucht.

Zeitenwende
➢ Während nun um solche Aussagen immer wieder gestritten wird, holt uns häufig die Realität ein.
Diese besteht darin, dass der Mensch offensichtlich nicht fähig ist, dauerhaft friedlich zusammenzule-ben.
➢ In den letzten Jahren haben sich Menschen und Gesellschaften Schlag auf Schlag verändert.
Als sich damals die Sowjetunion auflöste, Deutschland wiedervereint und der Kalte Krieg beendet wurde, dachten viele: „Nun ist Europa sicherer geworden.“ Tatsächlich wurde die Welt aber instabiler. Der
Mensch war immer noch der Gleiche. Das Pokern um Macht setzte sich fort – innerhalb der Länder und zwischen den Ländern.
➢ So vieles ist seitdem geschehen. Doch alles trägt die gleiche Handschrift:
Der Mensch ist offensichtlich nicht fähig, dauerhaft friedlich zusammenzuleben.
➢ Natürlich sind es immer die anderen, die den Frieden stören.
Solange sich aber Personen und ganze Völker selbst als die „Guten“ sehen und andere als die „Bösen“ bezeichnen, wird sich daran nichts ändern.
➢ Wirkliche Erlösung wird erst dann stattfinden, wenn sowohl die „Bösen“ als auch die „Guten“ gleicherma-ßen nach Gott fragen.
Doch genau das geschieht zurzeit nicht.
➢ Das Ausklammern Gottes ist, wie ich es sehe, der größte Fehler, den die Welt heutzutage macht.
➢ Interessant ist, was Michael Gorbatschow einmal sagte – ich zitiere aus den MDR-Nachrichten vom 31. Januar 2017:
Michail Gorbatschow hat in einem Gastbeitrag für das amerikanische „Time“-Magazin seine Sorge vor ei-nem neuen und vor allem atomaren Weltkrieg zum Ausdruck gebracht. Der einstige sowjetische Staats- und Parteichef glaubt mittlerweile, dass sich „die Welt auf einen Krieg vorbereitet“: „Die Rhetorik so man-cher Politiker und Militärs klingt immer gefährlicher.“
➢ Heute sprechen wir von einer Zeitenwende.
➢ Doch wie sollen wir als Christen darauf reagieren?
Sollen wir versuchen, diese Entwicklung zu stoppen. Und wenn ja, wie und welche?
Den Krieg oder die Kriege?
Oder die Klimaerwärmung?
Oder eher die Ungleichheit in der Welt?
Oder sollen wir das tun, was uns Jesus Christus in Bezug auf solch eine Zeit sagt: «Lukas 21,28»
„Wenn all das anfängt, dann richtet euch auf und hebt den Blick, denn eure Erlösung ist ganz nahe!“
Ist das nicht fromme Verdrängung? Statt etwas zu tun, sollen wir unsere Blicke heben.
Ich glaube das nicht. Die nahende „Erlösung“ muss ja nicht unbedingt das Ende der Welt sein – Erlösung kann auch hier und jetzt stattfinden.
➢ Das Wichtigste für alle Menschen ist, dass wir nach Gott fragen. Das gilt ebenfalls für uns Christen.
➢ Ich frage mich allerdings: Wollen wir heute wirklich noch um die Einzigartigkeit Jesu Christi streiten? Soll-ten wir nicht vielmehr froh sein, dass es überhaupt eine Hoffnung gibt?

Jesus unsere Hoffnung
➢ Ich denke, eines ist klar: Wenn der Mensch nicht von innen her verändert wird, wird sich nichts verändern.
Diese Veränderung von innen her geschieht aber nicht durch Umerziehung. Noch nicht einmal darin, dass der Mensch versucht, sich genetisch zu verbessern – falls das irgendwann einmal möglich sein sollte.
Das Problem sitzt viel tiefer, es sitzt in unserem von Gott losgelösten Geist.
Nur eine Versöhnung mit Gott bringt uns wieder in Verbindung mit Gott.
Dafür starb Jesus Christus – kein anderer!
➢ Man mag darüber diskutieren oder streiten – es ändert nichts an dieser Tatsache.
Wir können auch noch weitere 1000 Jahre warten – wir werden vor denselben Problemen stehen, falls die Menschheit dann überhaupt noch existieren sollte.
Wann also kommt die wahre Zeitenwende – die Wende zu dem, der uns mit Gott versöhnt?
Herausforderung an uns Christen
➢ Bis hierhin würden viele Christen sagen: „Ja, die Menschen sollten sich bekehren – aber ich bin ja schon Christ …“
Diese einzige Hoffnung, die wir in Christus haben, liegt jedoch nicht nur darin, dass er uns mit Gott
versöhnt, sondern sie beginnt, wenn Jesus Christus uns von innen her verändert. Wenn wir ihm also die Herrschaft über unser eigenes Leben übergeben. Die Bibel nennt diesen Prozess Heiligung.
Das bedeutet praktisch, dass wir uns Tag für Tag auf ihn und auf sein Wort einlassen.
➢ Zum Thema Heiligung habe ich einmal ein Gedicht verfasst, dass die Sache etwas humorig angeht. Ich lese es einmal vor.

Heiligung
➢ Heiligung, was für ein Wort,
das klingt ja superfromm.
Das gibt’s bestimmt an einem Ort,
an den ich nie hinkomm‘.
➢ Da muss man immer anders sein,
als man gewöhnlich ist.
Wie soll sich da ein Mensch noch freu’n?
Dort ist es wirklich trist.
➢ Nein, ich will bleiben, wie ich bin,
daran soll keiner dreh’n,
das ist nun mal mein Lebenssinn,
so soll man mich versteh’n.
➢ Nun die Frau Meier nebenan,
die sollt‘ mal in sich geh’n.
Bei der wär‘ schon Veränd’rung dran.
Die ist nicht auszusteh’n.
➢ Wenn mal die Treppe nicht geputzt,
dann keift die laut herum.
„Hab‘ ich sie denn so oft benutzt?
Ich mach mich doch nicht krumm!“
➢ Da soll die alte Ziege nur
den Besen selbst mal schwingen.
Ich habe keine Zeit dafür,
ich geh‘ zum Gospelsingen.
➢ Die Lieder geh’n mir so ans Herz,
erzähl’n von Gottes Welt,
wo alle leben frei von Schmerz,
so wie es Gott gefällt.
➢ Doch plötzlich mitten im Gesang,
da bleibt das Herz mir steh’n.
Ich schweb‘ durch einen langen Gang,
vorn ist ein Licht zu seh’n.
➢ Zunächst war ich noch hoch erfreut,
als ich das Licht dort sah,
doch dann hab ich es schwer bereut,
denn es wurd‘ offenbar,
dass dieses Licht nur das erhellt,
was ich gedacht, getan,
in dieser reinen Gotteswelt
klagt mich so vieles an.
➢ Das Licht, es wurd zur Hölle mir,
hört das denn niemals auf?
Ich wünscht, ich wäre wieder hier,
zu ändern meinen Lauf!
➢ Ja, Heiligung, was für ein Wort,
ich find‘ Gefallen dran.
Es findet statt an jedem Ort,
an dem uns Jesus durch Sein Wort,
real verändern kann!
➢ Dieses Gedicht macht ja deutlich, dass Christen nicht perfekte Menschen sind. Und einige Kritik ist durch-aus berechtigt.
➢ So höre ich immer wieder Leute sagen: „Schau dir doch mal die Christen an: sexuelle Übergriffe, Macht-missbrauch, Rechthaberei und Arroganz anderen gegenüber.“
Ja, das alles finden wir unter denen, die sich Christen nennen.
Deshalb sage ich, man muss Christus nicht nur im Namen führen, man muss sich auf ihn einlassen!
➢ Zum einen bedeutet das, dass wir als Christen kein Unrecht tun sollten.
Ich denke, die meisten von uns kennen das Gebot, welches alle Gebote in sich zusammenfasst: «Mat-thäus 7,12a»
„Behandelt eure Mitmenschen in allem so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt.“
➢ Doch selbst, wenn wir dieses Gebot immer gehalten haben – was ich nicht glaube – hat sich unser Leben damit nur zur Hälfte verändert.
Die zweite Hälfte ist, wie wir auf erfahrenes Unrecht regieren.
Was also machen wir, wenn die anderen die „Bösen“ sind und uns Böses antun?
➢ Hier kommt die wirkliche Herausforderung an uns Christen:
Jesus lehrt uns: «Matthäus 5,38-42»
38 „Ihr wisst, dass es heißt: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹
39 Ich aber sage euch: Setzt euch nicht zur Wehr gegen den, der euch etwas Böses antut. Im Gegenteil: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halt ihm auch die linke hin.
40 Wenn einer mit dir vor Gericht gehen will, um zu erreichen, dass er dein Hemd bekommt, dann lass ihm auch den Mantel.
41 Und wenn jemand von dir verlangt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der etwas von dir ausleihen möchte.“
➢ Sind wir bereit, uns auch in diesem Sinne von Christus verändern zu lassen?
➢ Christsein bedeutet viel mehr, als nur rechtschaffene Bürger zu sein. Es bedeutet, auf das Böse so zu rea-gieren, dass es sich nicht fortpflanzen kann.
Darauf gehen auch die Apostel ein. Hier ein paar Beispiele: «1.Petrus 3,9»
Vergeltet Böses nicht mit Bösem und Beschimpfungen nicht mit Beschimpfungen! Im Gegenteil: Segnet! Denn dazu hat Gott euch berufen, damit ihr dann seinen Segen erbt.
«Römer 12,21»: Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem.
➢ Wir müssen also nicht darauf warten, dass andere endlich aufhören, böse zu sein. Wir selbst sind heraus-gefordert.
Doch gerade diese Verse erzeugen viele Fragen und Ängste.
„Sollen wir jetzt ständig die Opferrolle einnehmen?“
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir lassen uns weder beugen noch brechen, indem wir eben nicht zu den-selben Mitteln greifen, mit denen man uns angreift. Noch nicht einmal zu herablassenden Worten.
So handeln wir christusgemäß und beweisen eine Stärke, die viel größer ist als alles andere.
Wer mit Gewalt – physisch, psychisch oder manipulativ – versucht, anderen seinen Willen aufzuzwingen, ist in Wahrheit schwach.
Kain war schwach, deshalb erschlug er Abel. Er konnte der Sünde und seiner Eifersucht nicht widerste-hen.
➢ Wahre Stärke entdecken wir z.B. in der amerikanischen Bürgerrechtsreform unter Martin Luther King. Die afro-amerikanischen Christen verschwiegen nicht das Unrecht, was ihnen zugefügt wurde. Sie weigerten sich aber, Gewalt anzuwenden, obwohl ihnen Gewalt angetan wurde. Damit beschämten sie diejenigen, die auf sie einschlugen, obwohl sie sich nicht wehrten.
➢ „Wenn sie aber ihr Unrecht nicht einsehen, sondern sogar den Wehrlosen verspotten?“, fragt vielleicht je-mand.
Das taten die Menschen auch, als Jesus Christus wehrlos am Kreuz hing. Doch wer kennt heute noch ihre Namen? Der Name Jesus aber leuchtet in allen Ländern dieser Welt!
➢ Viele Fragen kommen bei diesem Thema auf. Menschlich gesehen fühlen wir uns komplett überfordert, so zu handeln. Deshalb brauchen wir den Geist Christi.
Durch ihn will Gott etwas in uns wirken, was uns aus uns selbst unmöglich ist.
Wäre es dem Menschen nämlich möglich, die Spirale der Gewalt zu brechen, dann wäre es schon ge-schehen. Doch genau das Gegenteil ereignet sich weltweit.
➢ Was Jesus hier seinen Zuhörern zumutet, können wir also nur auf übernatürliche Weise erfüllen.
Ohne ihn ist das unmöglich! Doch mit ihm ist es möglich.
Und wenn es uns heute überfordert, dann bitten wir Gott, dass er uns weiter von innen her verändert und seine Kraft uns stark macht.
Die Frage ist, ob wir bereit sind, unser Leben in diesem Sinne von Jesus Christus verändern zu lassen.
➢ Viele mögen diese Worte nicht hören, weil sie uns irgendwie nicht fair erscheinen.
Doch Jesus Christus hat das Unrecht dadurch besiegt, dass er es auf sich nahm, anstatt den Unrecht Handelnden zu verdammen.
Er ist wirklich unsere einzige Hoffnung. Wo wären wir, wenn er das nicht getan hätte?