GEBEN e.V.: 25.000 Euro für Menschen in Not
100 Tage nach der Hochwasserkatastrophe im Landkreis Euskirchen
von Dörte Lippold
Angekommen am Hauptbahnhof Köln, schallt es durch den Lautsprecher: „Diese Regionalbahn fährt aufgrund der Unwetterschäden nur bis Euskirchen. Eine Weiterfahrt ist nur bedingt möglich. Achten Sie bitte auf den bereitgestellten Schienenersatzverkehr!“ Die Fahrt geht jetzt also weiter in ein Katastrophengebiet.
Rückblick
Am Bahnhof Euskirchen wartet schon Pastor Markus Pfitzer von der Freien Christengemeinde Euskirchen. Bei einem ersten Rundgang durch die Innenstadt erklärt er, wie es zu dem Hochwasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 gekommen ist:
Durch die beschauliche Innenstadt liefen in den 1960er Jahren noch zwei nahezu parallel verlaufende Bäche. Diese hatte man aus Gründen der Städteplanung unterirdisch in eine entsprechende Kanalisation verlegt. Das war damals gängige Praxis.
Aber aufgrund des seit einer Woche andauernden Starkregens in der gesamten Region verstopften nach und nach die Zuläufe mit Geröll und Geäst, auch aus den umliegenden Dörfern. Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Dadurch ergossen sich in dieser Nacht zwei Flutwellen durch die Stadt und rissen alles mit, was im Weg war: Autos, Fahrräder, die zur Müllabfuhr bereitgestellten Mülltonnen, für die Außengastronomie bereitstehende Tische und Stühle, Blumenkübel und vieles mehr. Die bis zu 2 Meter anschwellenden Wassermassen entluden ihre ungeheuerlich zerstörende Kraft. Die Bilder aus der Region gingen um die Welt und sind vielen noch im Gedächtnis.
Überblick
Pastor Pfitzer wohnt mit seiner Familie etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und erzählt von seinem Erleben in der Nacht: „Um 3 Uhr klingelte eine Nachbarin an der Haustür und rief immer wieder: Die Flut kommt, die Flut kommt!“ Bevor er diese Worte begreifen konnte, sah er das Wasser schon an der gegenüberliegenden Straßenseite. Er und seine Familie blieben verschont und dankten Gott für diese Bewahrung. Bereits am nächsten Morgen war das meiste Wasser aus der Stadt wieder abgelaufen, hinterließ jedoch eine Schneise von Verwüstung, Schlamm, Dreck, unsäglichem Gestank und geschockten Einwohnern.
Pastor Pfitzer und seine Gemeinde entschlossen sich schnell, den Betroffenen uneigennützig zu helfen, mit aller Kraft und allen Ressourcen. Diesen aufopfernden Dienst für die Stadt und die Region Euskirchen Land haben sie bis zur eigenen Erschöpfung über Wochen geleistet. Besonderes Highlight war ein Camp ihrer Royal Rangers, in dem die Kinder versorgt und unterhalten wurden, während sich die Eltern mit hochgekrempelten Ärmeln um existenzielle Zukunftsfragen kümmerten.
Die enorme Anteilnahme, die große Hilfsbereitschaft von Menschen, die mit aufgeräumt haben, von Handwerker und Fachkräften sowie die enorme finanzielle Unterstützung von Privatpersonen und der öffentlichen Hand lassen die Menschen allmählich aus ihrer Schockstarre kommen.
Einblick
Der Sozialfond des Christus-Zentrum Arche, GEBEN e.V., hat in fünf Fällen eine finanzielle Unterstützung gewährt:
Da ist das holländische Ehepaar, das sich als Altersruhesitz an dem idyllischen Bach Olef einen kleinen Bungalow altersgerecht umbauen hat lassen. In der besagten Schicksalsnacht war der Bach auf fast drei Meter Höhe angeschwollen und hat das ganze Haus einschließlich Grundstück komplett unter Wasser gesetzt. Die Wucht der Flutwelle drückte die Haustür ein und die Zerstörung nahm ihren Lauf. Das Ehepaar war gerade im Urlaub in Österreich gewesen. Sie hätten vor Ort wohl das Unglück nicht überlebt, weil alles sehr schnell passierte und es keine Vorwarnung gegeben hatte. Durch Unterstützung der Bundesregierung werden insgesamt 80 Prozent ihrer Gebäudeschäden übernommen. Die verbleibenden 20 Prozent und der neue Hausrat muss von den Betroffenen selbst getragen werden. Dafür wird die Nothilfe vom GEBEN e.V. eingesetzt.
In einem weiteren Notfall konnte einer jungen Familie der Eigenanteil an ihrer Elementar-Versicherung überwiesen werden. Ihr Keller war mit 80.000 Litern komplett geflutet und der Wohnraum im Souterrain zerstört worden.
Zudem konnte einer weiteren Familie finanziell beim Einbau einer neuen Heizung geholfen werden. Deren Keller stand unter Wasser, konnte jedoch durch Abpumpen und Trocknungsgeräte wieder hergerichtet werden.
Besonders ergreifend ist auch die Erzählung einer muslimischen Frau, die sich bis zuletzt mit ihrem Mann und den Kindern in ihrem Haus nahe der Erft bei Bad Münstereifel verschanzt hatte. Sie hofften, von der Flut verschont zu bleiben, selbst als das Wasser bereits von den Weinbergen herunterlief und das Wasser der Erft stieg und stieg. Sie retteten sich im letzten Moment in die Weinberge, bevor das halbe Haus von der ganz großen Welle zerschlagen wurde. Der GEBEN e.V. hat hier für die Anschaffung von neuem Hausrat eine Nothilfe gegeben.
Das Haus, in dem auch die Gemeinde Christliches Zentrum Ahrtal (CZA) in Dernau untergebracht war, ist ebenfalls vollständig zerstört worden. Der Wasserhöchststand betrug hier 5,61 Meter. Von der Dachterrasse dieses Hauses sind viele Menschen mit Hubschraubereinsatz gerettet worden. Da das Haus aus Bimsstein gebaut ist, kann es nicht wiederhergestellt werden. Der Abriss ist unausweichlich. Dem Leiter und seiner Familie konnte durch GEBEN e.V. ebenfalls finanziell helfen.
Ein Dankeschön an alle Spender
Die Dankbarkeit der Betroffenen für alle Zuwendung und Hilfe in dieser Not, ist riesengroß. „Es ist wie Balsam für meine Seele, von einer Stelle Unterstützung zu bekommen, an die ich im Traum nicht gedacht hätte,“ sagte eine Frau.
Und diesen Dank geben wir an alle Spender weiter.