Hanjo Gäbler: Sei dankbar

2025-03-29T13:13:39+01:0029. März 2025|2025, Allgemein, Auf ein Wort, Veröffentlichungen|

Sei dankbar

Hanjo Gäbler

Vielleicht kennen einige das: Neue Kapitel im Leben werden aufgeschlagen und alte werden geschlossen. Vermutlich gibt es das eine oder andere Kapitel, von dem man sich rückblickend wünscht, dass es nie geschrieben worden wäre. Und auf der anderen Seite kennt jeder von uns auch solche, die wir gerne ausführlicher und länger genießen wollten.

Eines unserer Kinder ist jetzt volljährig und wird sich in Kürze in mehreren Städten auf Weiterbildung bewerben und die Familie räumlich verlassen. Das ist sowohl für unser Kind als auch für uns Eltern ein herausforderndes, aber wichtiges Kapitel. Beruflich standen bei meiner Frau zum Jahresanfang Veränderungen ins Haus, und ein längeres Kapitel in meinem Job nähert sich in diesen Wochen dem Ende. So ist eigentlich immer sehr viel los. Es sind in einer Familie oft viele Bälle, die man in der Luft hält, um es mal in der Jongleur-Sprache zu sagen.

Manchmal entdecken wir uns dabei, wie Wehmut raumfordernd daherkommt und frech wird. Sie verlangt nach unserer ungeteilten Aufmerksamkeit und hat ihre tratschige Freundin „Selbstmitleid“ dabei. Diese beiden Schreckschrauben haben mir gerade in solchen Momenten noch gefehlt … Immerhin verwüsten sie bekannterweise jede Räumlichkeit, in die sie eingeladen werden oder wo man sie duldet. Sie durch die Haustür zu bitten, hat nicht das Geringste mit Anstand und Freundlichkeit zu tun als vielmehr mit Unachtsamkeit und einem Hang zur Selbstzerstörung.

Wer oder was ist noch mal diese „Wehmut?“ Bei Google findet man folgende Definition: verhaltene Trauer, stiller Schmerz (bei der Erinnerung an etwas Vergangenes, Verlorenes). Wir reden hier aber nicht von einer akuten Trauer oder krankheitsbedingten Depression, sondern von einer Gedankenstruktur, die Salomo in seiner Weisheit unterbrechen möchte.

So sagt er in Prediger 7,10: „Sprich nicht: ‚Warum war früher alles besser als jetzt?‘ Denn nicht aus Weisheit fragst du so.“ Dann warnt er davor, die Vergangenheit idealisierend zu betrachten. Darum fordert er dazu auf, sich nicht in nostalgischen Gedanken zu verlieren, sondern im Hier und Jetzt zu leben und die Weisheit des gegenwärtigen Moments zu suchen. Sich unterbrechen zu lassen.

Wenn man schon nostalgisch wird, dann doch lieber mit König David, der schon seinen Sohn Salomo lehrte: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2). Das ist in gewisser Hinsicht zwar auch ein Blick in den Rückspiegel – aber eine völlig andere Sicht der Dinge. Wehmut sucht nach Sicherheit und Schönheit in der Vergangenheit, um sich wegen des heutigen Zustandes selbst zu bedauern. David hingegen lehrt uns, zurückzuschauen, um die Treue Gottes zu rühmen.

Ich meine, daran hat sich nichts geändert! Krempeln wir die geistlichen Ärmel hoch und machen uns an die sinnvollen Gedanken heran. Probieren wir es doch einmal aus und unterbrechen die Wehmut, wenn sie kommt, indem wir ihr die guten Taten Gottes entgegenhalten.

Machen wir den Selbsttest: Für welche zehn Dinge aus dem letzten Monat sind wir dankbar? Nehmen wir unsere beiden Hände, zählen die 10 hörbar auf – und genießen, wie sich Dankbarkeit auswirkt.

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