Vor uns liegt das Weihnachtsfest, die Woche „zwischen den Tagen“ und dann ist das Jahr 2022 vorbei und 2023 beginnt.
In dieser Vorweihnachtszeit erinnerte ich mich an eine Erzählung von Heinrich Böll über eine ältere Frau, die sich aus unerfindlichen Gründen nicht von ihrem Weihnachtsbaum und der damit verbundenen Feier lösen kann. So treibt sie ihren Mann und ihre Verwandten dazu, jeden Tag, sommers wie winters, mit ihr Weihnachten zu feiern, Spekulatiuskekse zu essen und dem Friedensengel auf dem Tannenbaum zu lauschen, der unaufhörlich „Friede, Friede, Friede“ ruft. Mit der Zeit macht das die Beteiligten halb wahnsinnig und so steigen sie allmählich aus und ersetzen sich durch arbeitslose Schauspieler. Am Ende sitzen sogar nur noch Wachspuppen bei der älteren Dame, die als Einzige diese Zeit recht unbeschadet übersteht.
Diese Satire bringt unter anderem zum Ausdruck, wie oberflächlich sich Weihnachten gestalten kann. Es geht kaum mehr um Inhalte, sondern nur noch um Requisiten wie Tannenbaum, Kekse, Musik und Geschenke. Doch dann dachte ich: Eigentlich ist doch bei uns Christen jeder Tag Weihnachten – auch ohne Tannenbaum und das Drumherum. Kommt Gott nicht jeden Tag zu uns? Und auch dieser Friedensengel in der Geschichte – lebt nicht der Friedefürst in uns? Auch dann, wenn niemand mit uns feiert, ist jeder Tag eine Feier, denn Christus lebt in uns.
Die Weihnachtsfeier ist Tradition. Viele genießen sie, einige fürchten sich davor. Doch ob wir sie nun genießen oder uns davor fürchten – es ist nur eine Tradition. Das wirkliche Weihnachten tragen wir in uns: „Christus in euch – die Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit!“ (Kol. 1,27b) Ist das nicht wunderbar? In einem Weihnachtslied heißt es: „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ So schön dieses Lied auch sein mag, es stimmt nicht. Jesus Christus ist da. Wenn wir morgens aufwachen, ist er da, und wenn wir abends einschlafen, ist er da. Deshalb meine ich: Ob wir nun feiern oder lieber allein sind, ob wir uns auf Weihnachten freuen oder uns davor fürchten, Christ, der Retter, ist da – jetzt und jeden weiteren Tag. Das lasst unsere Freude sein!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen Tag für Tag ein freudiges persönliches Weihnachten und einen guten Übergang ins neue Jahr,
Euer Hans-Peter Mumssen
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