Das Sabbatgebot ist eines der Zehn Gebote. Es lautet: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2.Mos. 20,8-11)
Sabbat bedeutet vom Wort her: Mit etwas innehalten, etwas aufhören. Außerdem ähnelt es dem Wort „šeba“, welches „Sieben“ bedeutet.
Dieses Sabbatgebot wurde an etlichen Stellen im Alten Testament deutlich angemahnt, z.B. an folgender Stelle: „Darum haltet den Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entheiligt, der soll des Todes sterben. Denn wer eine Arbeit am Sabbat tut, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk. Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebenten Tag ist Sabbat, ein heiliger Ruhetag für den HERRN. Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben.“ (2.Mos. 31,14-15)
Der Sabbat ist eindeutig der Samstag. Wenn das Sabbatgebot ein „Muss“ für Christen wäre, dann auch mit den entsprechenden Inhalten, dass nämlich im gesamten Haushalt am Samstag keine Arbeit verrichtet werden darf. Diese strenge Auslegung wird nur noch von einigen christlichen Gruppen praktiziert. Die meisten Christen haben den Sabbat auf den Sonntag (den Auferstehungstag) verlegt. Dazu gibt es allerdings keine biblische Anweisung oder Rechtfertigung.
Weiterhin hat Jesus ja am Sabbat geheilt. Das bedeutet für viele Christen, dass man am Sonntag auch Gutes tun darf, wie z.B. im Krankenhaus zu arbeiten oder Ähnliches. Dass der Sabbat aber kein „Muss“ mehr für Christen ist, hat andere Gründe: Am Anfang dachten die Jünger Jesu, dass das Evangelium für die Juden ist, vielleicht auch für diejenigen, die zum jüdischen Glauben mit allen Konsequenzen (z.B. sich beschneiden zu lassen) konvertierten.
Das änderte sich mit der Vision des Petrus und der Bekehrung des Hauptmanns Kornelius (es empfiehlt sich, den gesamten Bericht dazu zu lesen: Apg. 10,9 - 11,18). Petrus bekam in einer Vision den Auftrag, etwas zu essen, was im Gesetz als unrein galt. Als Begründung sagte Gott in dieser Vision: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein.“ (Apg. 10,15b) Die tiefere Bedeutung dieser Vision war, dass Petrus in das Haus eines Nicht-Juden gehen sollte, um dort das Evangelium zu verkündigen. Als sich dann die dort anwesenden Zuhörer zu Jesus Christus bekehrten und sogar sofort sichtbar mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, war klar: Das Evangelium gilt allen Menschen.
Die Frage, die dann aufkam, war: Wenn ein Nicht-Jude Christ wird, soll er bzw. sie sich dann auch dem jüdischen Gesetz unterwerfen? Sollen die Männer sich als Zeichen dafür beschneiden lassen? Das wurde im Apostelkonzil abgelehnt. Wörtlich heißt es: „Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge: dass ihr euch enthaltet vom Götzenopferfleisch und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!“ (Apg. 15,28-29)
Später ging der Apostel Paulus sogar so weit, dass er sagt: Wer sich als nicht-jüdischer Christ beschneiden lässt, um sich dem mosaischen Gesetz zu unterwerfen, verrät Christus. So lesen wir: „Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen.“ (Gal. 5,2-4)
Offensichtlich ist es so, dass die Gnade Gottes, die Liebe Jesu Christi und die Kraft im Heiligen Geist das Gesetz unnötig machen, weil wir es aus unserem Herzen heraus erfüllen - sogar sinngemäß und nicht nur buchstabengemäß. Beispielsweise muss man einem hungrigen Menschen nicht befehlen, etwas zu essen - er wird es auch ohne Befehl tun. Auch muss man verliebten Menschen nicht sagen, sie sollen die Nähe des anderen suchen. Ist jemand mit dem Geist Christi erfüllt, will er bzw. sie nicht etwas tun, was Gott missfällt. Allerdings geschieht das innerhalb des gesellschaftlichen und kulturellen Kontextes, in dem sich ein Mensch befindet.
Aus diesem Hintergrund ist meiner Erkenntnis nach folgende Bibelstelle zu verstehen: „Niemand soll euch also Vorhaltungen machen wegen dem, was ihr esst oder trinkt oder was ihr an den Festen, am Neumondstag oder am Sabbat tut. Das ist doch alles nur ein Abbild und ein Schatten der Dinge, die Gott angekündigt hatte und die in Christus Wirklichkeit geworden sind.“ (Kol. 2,16-17)
Das bedeutet doch, dass wir das, was wir am Sabbat (also dem Samstag) oder am schon veränderten Sabbattag (Sonntag) tun, vor Gott tun und niemanden dafür Rechenschaft geben müssen. Ich kann auch nicht erkennen, dass es sich bei dieser Bibelstelle nur um besondere Sabbate außerhalb der Reihe handelt. Deshalb ist nach meinem Bibelverständnis der Sabbat für Christen kein „Muss“, sondern ein „Kann“ oder „Will“. Der Sabbat wurde nicht abgeschafft, sondern durch den Geist Christi in unser Herz verlegt, insofern wir Jesus Christus unser Leben anvertraut haben. Wenn wir uns von diesem Geist leiten lassen, wird es Sabbate in unserem Leben geben, doch mitunter zu einer anderen Zeit und in einer anderen Form als im mosaischen Gesetz vorgeschrieben.
Pastor Hans-Peter Mumssen